«Meine Stärke liegt im Dialog»

Philippe Mettler baut den neuen Bereich Consulting in der Mettler+Partner Gruppe auf

Elektroplaner, Unternehmer, Geschäftsführer - und jetzt Consultant. Philippe Mettler, Gründer der Mettler+Partner AG, betritt nochmals berufliches Neuland. Dieses eröffnet Chancen, birgt aber auch ein gewisses Konfliktpotenzial. Im Interview spricht der Branchenkenner über Mut, die Veränderungen seines Berufsfeldes und weshalb Elektroplaner heute viel mehr können müssen als früher.

Als Gründer und Mitinhaber der Mettler+Partner AG sind Sie seit mehr als 20 Jahren mit dem Unternehmen verbunden. Nun haben Sie zu Beginn des Jahres die Geschäftsführung Luca Hächler und Rasim Abdagic übergeben. War es schwer diesen Entscheid zu treffen?

Nein, das war ein logischer Entscheid in meinem Lebenslauf, mit dem ich mich auch schon länger auseinandergesetzt habe. Die Nachfolgeregelung haben Benjamin Wittlin, der schon seit 20 Jahren mein Geschäftspartner ist, und ich gemeinsam beschlossen. Outsourcing war für uns nie ein Thema. Deswegen war es schön, dass wir die Lösung intern gefunden haben. Luca und Rasim arbeiten seit 14 Jahren im Unternehmen. Wir kennen sie sehr gut und haben volles Vertrauen. 

Was bedeutet die neue Mettler+Partner AG für Sie persönlich?

Die neue Mettler+Partner AG würde ich wohl mit meinen beiden Töchtern vergleichen, die mittlerweile zuhause ausgezogen sind (lacht). Neben meiner Familie ist die Mettler+Partner AG mit Sicherheit das Prägendste und Bedeutendste in meinem Leben.

Sie waren gerade mal knapp 30 Jahre alt, als Sie sich zur Selbständigkeit entschieden. Ein mutiger Schritt. Was hat Sie damals dazu bewogen?

So mutig war der Entscheid nicht. Ich bin in das Unternehmen meines Vaters eingestiegen. Dieser hat mit seinem Geschäftspartner Mettler+Blumer geführt, einen Zwei-Mann-Betrieb. Die beiden haben sich 1995 getrennt. Das gab mir die Möglichkeit, in das Ingenieurbüro einzusteigen. Ich hatte den Vorteil, vom Know-how eines erfahrenen Planers und von einem bestehenden Kundenstamm zu profitieren. Gereizt haben mich Selbständigkeit und Unabhängigkeit, aber auch die wirtschaftlichen Chancen.

Mit den Veränderungen im Operativen ist in der Mettler+Partner Gruppe ein neues Themenfeld entstanden. Zu Elektroplanung und Lichtgestaltung ist Consulting hinzugekommen. Sie sind künftig federführend in diesem Bereich und betreten damit erneut Neuland. Was reizt Sie an der Aufgabe Consultant?

Kurz gesagt: Für mich ist es eine hervorragende Möglichkeit, mein Leben freier und flexibler zu gestalten. 

Wo sehen Sie das Potenzial, die Chancen in der Beratung?

Die Bauvorhaben werden immer komplexer und integraler. Den Bauherren fehlen die Detailkenntnisse in den einzelnen Fachbereichen. Sie brauchen Berater, die sie von Anfang neutral und kompetent unterstützen können. Ich sehe in der Beratung aber nicht nur einen Mehrwert für Bauherren. Für uns eröffnet sich damit auch die Chance, unser Netzwerk zu erweitern.

Mit Ihrer Praxiserfahrung haben Sie sich ein umfassendes Wissen angeeignet. Wovon werden Ihre Kunden und Kundinnen am meisten profitieren?

Ganz bestimmt von meinem breiten Know-how in der Elektrotechnik. Ich bin ein Generalist. Und so ist auch unsere Firma aufgebaut. Wir decken ein breites Themenfeld ab und ich konnte mir über die Jahre hinweg entsprechendes Wissen aneignen. Auf der anderen Seite sind es meine Fähigkeiten in der strategischen Planung, in der lösungsorientierten Arbeitsweise und in der Kommunikation.

Was verstehen Sie unter einem Beratungsmandat?

Es geht immer um die Sache, um die des Bauherren, und das Ziel, dass am Schluss eine Erfolgsgeschichte entsteht. Hier sehe ich auch meine Fähigkeiten. Berater können nämlich ein gewisses Konfliktpotenzial mit sich bringen. Meine Stärke ist es, Herausforderungen im Dialog zu lösen.

Berater werden in der Regel hinzugezogen, wenn ein Mangel besteht.

Korrekt. Und genau da möchte ich einen positiven Beitrag leisten, mit meinem Wissen Unterstützung bieten. Das ist das Wesentliche.

Sie sind schon lange in der Branche zuhause. Wenn sie sie mit drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?

Das ist schwierig. Mir kommen auf alle Fälle mehr Wörter in den Sinn. Aber ein prägender Begriff für mich ist sicher «komplex». Die zwei anderen Wörter, die in dieser Branche immer wieder auftauchen, sind «Normen» und «Kosten».

Was hat sich im Metier grundlegend verändert?

Früher war die Elektroplanung verhältnismässig simpel, nach dem Prinzip form follows function. Heute ist das eher function follows form, security, comfort, economy.

Hier spiegelt sich die Komplexität, die Sie vorhin angesprochen haben.

Genau. Früher ging es, vereinfacht gesagt, darum, dass man das Licht ein- und ausschalten konnte. Heute möchte man die Beleuchtung und die Storen vom Sofa aus über das Smartphone steuern und gleichzeitig Energie sparen. Aber auch der Brandschutz ist beispielsweise ein Thema. Diese Zunahme an Komplexität erfordert in der Elektroplanung integrales Denken. Wir brauchen nicht nur Planung, sondern es wird auch Basiswissen benötigt über Haustechnik, Energiestandards, Statik, Brandschutz, Bauphysik und so weiter. 

Zeichnen sich Ihrer Meinung nach bestimmte Trends ab?

Sicher ist, die letzten Jahre waren von der Digitalisierung geprägt. Früher, und das liegt schon mehr als 20 Jahre zurück, wurde mit CAD gearbeitet. Diese Arbeitsweise war lange stabil, man hat sich vielleicht manchmal der 3D-Technik bedient. Es hat auch schon intelligente Systeme gegeben, aber in den letzten Jahren ist die Digitalisierung nochmals einen Schritt nach vorne gegangen. Ich denke da einerseits an smart home, an das Internet der Dinge, aber auch an BIM, Building Information Modeling.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die Mettler+Partner Gruppe?

Zufriedene Mitarbeiter. Das hatte für mich schon immer einen sehr hohen Stellenwert. Zudem erfolgreiche Projekte. Ein langsames, geordnetes Wachstum finde ich gut. Und ich wünsche der Gruppe, dass sie als solche wahrgenommen wird. Dass sich die Marke mit den drei Plus etabliert.

Und was ist Ihre Vision für die Mettler+Partner Consulting?

Das Consulting soll ein kleiner, aber ein im Markt etablierter Bereich werden. Er soll im Gesamtgefüge der Gruppe sichtbar und von unseren Kunden als separate Dienstleistung wahrgenommen werden. Und dass Bauherren irgendwann sagen: Hier brauchen wir das Wissen der Mettler+Partner Consulting.

Wenn Sie nochmals am Anfang Ihre Karriere stehen würden: Gibt es etwas, das Sie anders machen würden?

Definitiv. Neben der Geschäftsleitung war ich immer voll als Projektleiter tägig. Wenn ich gewusst hätte, wie sich das entwickelt, dass wir von ursprünglich zwei Personen ein grosses Team werden, dann hätte ich den Fokus stärker auf die Geschäftsleitung, die strategische Planung und die Qualitätssicherung im Unternehmen gelegt. Mit anderen Worten: Ich würde meine Firma vielleicht anders organisieren. 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

weitere Beiträge